Château de Versailles
... zu Zeiten Louis' XIII



Der Grundstein für das Château de Versailles wurde schon vor der Zeit des großen Sonnenkönigs gelegt.

Versailles - der eigentliche Ursprung des Wortes war «versare», was soviel wie «gerodetes Land» bedeutet - , wurde erstmals im Jahre 1038 erwähnt. Es lag im sumpfigen, von Bächen und Flüssen, Weiden und Hügeln durchzogenen Tal Galie.
Das Tal selbst hatte seinen Namen vom gleichnamigen Bach, der nahe dem späteren Grand Canals entsprang.
Auf einer Anhöhe wurden eine Mühle, ein Dorf und ein Schloss errichtet.

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts war Versailles also nur ein kleines Bauerndorf, zwei Reitstunden von Paris entfernt, und gehörte der Familie Gondi.

König Louis XIII (1601-1643) besuchte das kleine Versailles oft zur Jagd.
Das wildreiche Gebiet befand sich in unmittelbarer Nähe zur königlichen Residenz Saint-Germain-en-Laye.
Und jedes Mal, wenn die Jagd erst spät abends ihr Ende fand und der König nicht mehr nach Saint-Germain-en-Laye zurückkehren konnte, übernachtete er im ehemaligen mittelalterlichen Schloss in Versailles oder gar in der Mühle oder im Gasthaus des Bauerndorfes.

 
König Louis XIII um 1640 ~ umgeben von Frankreich und Navarra

Der König, der seine Jagdpartien genoss, sehnte sich jedoch nach einer festen Unterkunft in Versailles.
Er war Teileigentümer und Nutznießer der Versailler Ländereien und so ließ er sich 1623 auf dem Hügel von Versailles an der Stelle der alten Mühle von seinem Maurermeister Nicolas Huau einen, von einem Garten umgebenen Jagdpavillon errichten. Noch im selben Jahr übernachtete der König erstmals in seinem neuen
Jagdschlösschen.
Die einstige mittelalterliche Schlossruine wurde bei der Errichtung des Jagdschlosses nicht, wie immer angenommen, abgerissen, denn das Jagdschloss entstand an der Stelle der alten Mühle. Dennoch ist von der Schlossruine heute nichts mehr zu sehen.

Versailles war bis dahin ein von Mauern umgebenes Jagdgebiet. Ein Teil dieser Jagdzone musste für die Errichtung des Jagdpavillons und dessen Garten niedergerissen werden, so dass der Park des Pavillons 1623 etwa 40 Hektar Land (Kosten: 9.856 Livres) umfasste.

1624 war der aus Bruchsteinen und Mörtel errichtete Jagdpavillon bezugsfertig. Das ursprünglich gräuliche Schloss - «Château Vieux» (Altes Schloss) genannt - war ein einfach gehaltener Dreiflügelbau, der den heutigen Mamorhof umfasste, an jeder Seite nur 35 m lang war und aus drei Stockwerken bestand: Parterre, Obergeschoss und Dachgeschoss.
Das Appartement des Königs befand sich in der ersten Etage und umfasste eine Galerie, ein Zimmer, einen Saal, eine Garderobe sowie das Zimmer des Ersten Kammerdieners.
Im Erdgeschoss waren vier Schlafzimmer, u. a. das des Kapitäns der Garde, eingerichtet, während die Jagdgesellschaft in der Attika im linken Flügel untergebracht war. Im rechten Flügel befanden sich die Küche, die Speisekammer und die Rüstkammer.
Zudem gab es einen Billardsalon.

Für die Königin Anne d'Autriche selbst waren keine Räumlichkeiten vorgesehen.
Louis XIII zog es vor, hier keine Weiberwirtschaft zuzulassen, denn er verabscheute die Gesellschaft der Damen aus dem Haushalt der Königin, die mit ihrem Gelächter und Gezänker jegliche Ruhe zerstörten.
Königin Anne besichtigte des Königs Jagdschloss zweimal: einmal im November 1626 und einmal im Jahre 1635.
Versailles war Louis' Ruheort; nicht einmal während der Pockenepidemie in Saint-Germain-en-Laye gewährte der König seiner Gattin Zuflucht in Versailles.
Aus Furcht vor dem weiblichen Gefolge der Königin ließ er lediglich seine Kinder nach Versailles bringen.

Das Jagsschloß war von einem breiten Graben umgeben, ähnlich wie alte Wasserburgen, der Graben war jedoch nicht mit Wasser gefüllt.

In der Nacht vom 10. zum 11. November 1630 ereignete sich im Jagpavillon zu Versailles ein geschichtsträchtiger Moment, der richtungsgebend für Frankreichs Geschichte wurde:
Kardinal Richelieu, der Berater des Königs, befand sich zu diesem Zeitpunkt in einer Zwickmühle: Während er gegen die Habsburger vorgehen wollte, stand die religiöse und mächtige Partei - unter Führung der Königinmutter 
Maria von Medici und dem Bruder des Königs Gaston von Orléans - diesem Vorhaben ablehnend gegenüber.
Am 11. November gelang es der religiösen Partei, König Louis XIII von einem Bündnis mit den Habsburgern zu überzeugen - dies bedeutete das Ende von Richelieus Macht.
Doch der Kardinal erreichte eine unerwartete Anhörung beim König. Der König beorderte seinen Kardinal noch am selben Abend in seinen Jagdpavillion nach Versailles und unterhielt sich zwei Stunden mit ihm. Nach dieser Unterredung fasste der König den entgültigen Entschluss: er hielt zu Kardinal Richelieu und brach mit seiner Mutter und seinem Bruder.
Richelieus Macht war auf dem Höhepunkt. Er nutzte dies, um die Opposition gnadenlos zu bekämpfen. Er entmachtete den abtrünnigen Adel, der sich auf die Seite der Königinmutter gestellt hatte - und stellte so die Weichen des französischen Absolutismus.
Dieser Tag erhielt den Namen "Journée des Dupes" - Tag der Geprellten.

 
Der mächtige Kardinal Richelieu (1642, Philippe de Champaigne)

Im April 1631 wurde der königliche Baumeister Philibert Le Roy beauftragt, den Pavillon - auch «Kartenschloss» genannt - zu einer dreiflügeligen Schlossanlage umzubauen.
Erst 1632 trat der Erzbischof von Paris, Jean-Francois de Gondi, das Gebiet von Versailles schließlich per Kaufvertrag an den König ab, was die Parkgröße ungefähr verdoppelte.

Durch die Erweiterungsarbeiten (bis 1634) entstanden an allen vier Ecken des u-förmigen Schlosses je ein Pavillon; die beiden Seitenflügel wurden verlängert.

 
Jagdpavillon um 1634

 
(Detail)

 
Grundriss um 1634

Dass dieses Schloss mit seiner sumpfigen und ungünstigen Lage einmal zum Maß aller Dinge in der Architektur und der Gartenkunst werden und das Zentrum der absoluten Macht darstellen würde, konnte zu Zeiten Louis' XIII. wohl noch niemand erahnen...

 
Plan Versailles um 1643


Übersicht "Entstehungsgeschichte"                              ... zu Zeiten Louis´ XIV.


 

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