Louis XV, le soleil noir 
Louis XV - Abstieg eines Königs

(F, 2009)

 



 

Infos

Allgemeines

• Frankreich, 2009
• Doku-Film
• 90 min

Regie

Thierry Binisti

Premiere

• 25.12.2009
• am 07.04.2010 in Frankreich auf DVD erschienen

Premiere Deutschland

• seit 18.08.2011 in Deutschland auf DVD erschienen

Inhalt

König Louis XV übernimmt als 5-Jähriger den Thron des Sonnenkönigs. Das Volk liebt ihn; nach der 70 Jahre dauernden Amtszeit Louis' XIV setzt das Volk in den jungen König große Hoffnungen auf Reformen. Doch entwickelt sich sich dieser nach und nach zu einem introvertierten Grübler. Nach außen hin scheinen ihn die Staatsgeschäfte wenig zu interessieren - doch tatsächlich plant er eifrig an Verbesserungen. Unglücklicherweise gelingt es ihm nicht, sich gegen das Parlament durchzusetzen. Gedemütigt und unter dem Druck, seinem Vorgänger ebenbürtig sein zu müssen, zieht er sich immer mehr von seinen Untertanen zurück. Als er seine Mätresse und langjährige Freundin Madame de Pompadour gar an der Politik beteiligt, wächst im Volk und bei Hofe der Widerstand. Aus dem "Vielgeliebten" wird der "Unbeliebte"...

Darsteller

Rolle
Stanley Weber

Louis XV

François Berland

Richelieu

Féodor Atkine

Cassini

Benoît Solès

Duc de Choiseul

Karine Pinoteau

Königin Marie Leszcynska

Florian Cadiou

der Thronfolger

Romane Portail

Madame de Pompadour

Blandine Bury

Madame de Mailly

Coralie Revel

Madame du Barry

Marina Cristalle

Madame de Laborde



Meine Bewertung:


Ich habe mir den Film inzwischen auf DVD angeschaut und kann ihn getrost empfehlen. Von Ludwig XV. herrscht in den Köpfen der Menschen stets das Bild des verschwenderischen, liebestollen, politik-vernachlässigenden Königs, der den Weg in die Revolution ebnete.
Allein die Tatsache, dass der Film dem Zuschauer den König nicht nur als Status, sondern als leidenden Menschen zeigt, ist es wert, ihn sich anzuschauen.

Ludwig ist nicht nur König, sondern vor allem ein Mensch, der sich immer mehr daran scheitern sieht, seinem Urgroßvater in Ruhm und Ehre zu folgen.
Das Schloss Versailles beeindruckt ihn, doch bald schon empfindet er es als Gefängnis, als riesigen Käfig, in dem er sich nicht mehr wohlfühlt. Aus den ihm viel zu großen, kalten Gemächern flieht er bald in seine kleinen Privatbereiche.
Repräsentieren liegt ihm nicht. Er will sich nicht zeigen, nicht öffentlich leben, er bevorzugt die Ruhe seiner kleinen Appartements in geselliger Runde. Selbst das Grand Trianon ist ihm zu groß - so lässt er ein kleines Trianon für sich und seine Mätresse errichten.
Ludwig weiß, er hatte ein großes Erbe angetreten; alle Hoffnungen lagen auf ihm. Doch er verspielt die Sympathien, setzt sich nicht gegen die Reformgegner durch... und am Ende wird aus dem einst "Vielgeliebten" der "Unbeliebte".

Zum Film selbst:

Die Darstellung des Königs gefiel mir recht gut. Als junger Knabe erinnert er optisch sogar an die Gemälde, die ihn in großer Staatsrobe nach seiner Krönung zeigen.
Beim erwachsenen, gutaussehenden Ludwig bemerkt man beim Darsteller sofort die häufig vorgeworfene Zurückhaltung des Königs, der in der Öffentlichkeit scheu seinen Gegenüber betrachtet. Wie sein Vorgänger übernimmt er zu Beginn die Staatsgeschäfte selbst - ein Hauch von Selbstbewusstsein zeigt sich, allerdings nur vorübergehend.
Im Film verfällt der junge König bald in eine Depression. Warum, wird leider nicht erklärt; vielleicht ist es jedoch - wie sich später zeigt - das bereits frühe Bewusstsein, als großer König zu versagen ? Die Vorhersage des sterbenden Sonnenkönigs an den damals 5-jährigen Thronfolger, er werde einmal der größte König aller Zeiten, zieht sich wie ein roter Faden durch den Film.

Die Geburt des eigenen Sohnes lässt Ludwig wieder erstrahlen, die Depression scheint überwunden. Doch politisch scheitert er. Sein Rückzug aus der Öffentlichkeit, seine schüchterne Art und Unfähigkeit, sich öffentlich durchzusetzen, lassen sein Ansehen schwinden. Die Parlamente durchkreuzen fortan jeden Reformversuch des Königs. Ludwig schlug u.a. eine Einheitssteuer vor und wollte die Kirchengüter ebenso wie die Güter seiner Untertanen gerecht versteuern. Doch seine Fehlschläge führen dazu, dass die Öffentlichkeit nicht bemerkt, wie reformfreudig ihr König ist, sondern annimmt, das Land sei ihm egal.

Unterstützt wird sein schlechter Ruf von den vielen Liebschaften, die sich der König leistet. Den Mailly-Nesle-Schwestern, darunter die Duchesse de Châteauroux, die den König dazu bewegt, sich seinem Volk zu nähern und an der Front seinen Soldaten beizustehen, folgt die berühmte Madame de Pompadour.
Die Darstellung der Pompadour gefiel mir leider gar nicht - eine dunkelhaarige, kühle Schauspielerin soll erfolgreich die große, strahlende Mätresse darstellen ?
Es fehlte die optische Ähnlichkeit, so dass man niemals darauf hätte kommen können, dass es sich hier um die Pompadour handelt. Charakterlich gesehen, kann ich weniger meckern; doch empfinde ich die optische Fehldarstellung als zu schwerwiegend.
Schade, dass man betonte, Madame de Pompadour würde den Hirschpark nicht wahrnehmen. Dass sie ihn gar unterhielt, um den König bei Laune, aber weiter an ihrer Leine zu halten, bleibt dem Zuschauer gänzlich verborgen.
Gezeigt wurde jedoch der Hass der königlichen Prinzessinnen auf die Mätresse sowie der politische Einfluss der Pompadour und ihre österreich-freundliche Meinung, die sie mit Choiseul teilte.

Detailreich ist der Film allemal, so erlebt man u.a. die Auflösung der Verlobung des jungen Königs mit der viel zu jungen spanischen Prinzessin Mariana Victoria, den Umzug der Prinzessinnen ins Kloster, die schwere Erkrankung des Königs in Metz 1744, das Attentat Damiens auf den König 1757 sowie die Hinrichtung des Täters..

Madame de Pompadours Tod im Jahre 1764 sowie der Tod des Kronprinzen im Folgejahr stürzen den König erneut in tiefe Depressionen.
Auch die Königin leidet erheblich unter dem Verlust des Sohnes und unter ihrer eigenen unbedeutenden Rolle. Die Darstellung der Königin fand ich gelungen. So könnte ich sie mir in Wirklichkeit vorstellen: gütig, aber leider bedeutungslos.
Eine Szene mit ihr lässt mir keine Ruhe: in ihrem Leid über den Tod des Sohnes, sagt die Königin ihr eigenes baldiges Ableben voraus. Dabei wirkt sie verzweifelt und abwesend, wie im Trance. In ihrer Hand hält sie einen Stock mit einem Totenkopf - diese Darstellung kenne ich aus der Animeserie 
Le Chevalier d'Eon. Ich hatte das immer für reine Fiktion gehalten, doch scheinbar ist an der düsteren Gesinnung der Königin und diesem unheimlichen Totenkopf etwas Wahres dran...
Maria Leszczynska stirbt schließlich wenige Jahre später ebenfalls.

Auf die Ära der Pompadour folgt in den letzten Lebensjahren des Königs die Ära der letzten große Mätresse Frankreichs: Madame du Barry. Und welch ein Graus, wen hatte man denn da gecastet ? Eine ebenso wie die Pompadour dunkelhaarige (!) und noch kühlere Schauspielerin. Ich hatte eine engelsgleiche Dame erwartet und keine Schlechtbesetzung wie im 2006er Marie Antoinette-Film... man könnte meinen, der Regisseur habe bei Sofia Coppola abgeguckt.

In einer seiner letzten großen Amtshandlungen gelang es dem König endlich, sich vom Fluch der Parlamente loszusagen, indem er sie verbot und die Abgeordneten verbannte. Doch es war zu spät, das Ansehen des Königs als Institution war zerstört. Ludwig XV würde die Auswirkungen allerdings nicht mehr erleben...

Vom berühmten Streit, den seine Mätresse mit der Thronfolgerin führte, erfährt man im Film leider gar nichts - möglicherweise wird das Thema im dritten Teil dieser Serie behandelt.
Schneller als gedacht, erreicht der Film sein Ende. Nahezu überstürzt wird die Pockenerkrankung des Königs im Frühjahr 1774 gezeigt, Madame du Barry verlässt Versailles, der König stirbt und der Hof begibt sich auf dem Weg zum neuen König.
Die Verbliebenen rätseln kurz über die Bedeutung des verschiedenen Königs und man erfährt, dass nun die Ära der Marie Antoinette anbricht...

Alles in allem gefiel mir der Film sehr gut.
Versailles kommt natürlich nicht zu kurz - man erhält wundervolle Einblicke in diverse Gemächer und den Schlosspark. Die beiden Trianon-Schlösser finden Erwähnung im Film, wobei ich jedoch erhofft hatte, im Hinblick auf den botanischen und den ehemaligen französischen Garten des Königs im Petit Trianon etwas zu sehen.
Man erfährt vom Ausbau der Kleinen Gemächer auf Wunsch des Königs, der sich in den Großen Gemächern nicht mehr wohl fühlte. Und man wird gar Zeuge vom Bau der Oper - anlässlich der bevorstehenden Hochzeit des Thronfolgers Louis Auguste, den man nur einmal zu Gesicht bekommt, mit der österreichischen Erzherzogin Marie Antoinette, die man leider kein einziges Mal sieht... aber ihr war ja auch nicht dieser Film gewidmet.



Hinweis:


Bei diesem Film über König Louis XV von Frankreich handelt es sich um den zweiten Teil einer historischen Filmreihe:

Louis XIVVersailles, le rêve d'un roi
(2008, dt.: Versailles - Traum eines Königs)

Louis XVLouis XV, le soleil noir
(2009, dt.: Der Abstieg eines Königs)

Louis XVILouis XVI, l’homme qui ne voulait pas être roi
(2011, noch kein dt. Titel).

 

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