Grand Appartement de la Reine

Salle des Gardes de la Reine
Saal der Leibgarde der Königin

Juli 2010 -- © 2010 by J.S. 



Der Gardesaal der Königin als solcher entstand im Jahre 1678 mit der Versetzung der (zweiten) königlichen Kapelle nach nebenan, in den heutigen Salle du Sacre.
Bis 1678 befand sich die Kapelle an der Stelle des heutigen Gardesaals.
Im Zuge der Umbaumaßnahmen wurde eine Decke eingezogen und der Salon erhielt diesselben Marmorverkleidungen wie die benachbarte 
Treppe der Königin.

Der Salle des Gardes wurde symmetrisch zum Diana-Saal angeordnet.
Während der Diana-Saal als Mündung der berühmten 
Botschaftertreppe diente, stellte der Gardesaal die Mündung der Treppe der Königin dar.

Die Tür rechts neben dem Kamin führt zur Fleury-Treppe, über die die Königin hinab ins Erdgeschoss, zu den Gemächern des Dauphins, der Dauphine, der Madame Adélaide und Madame Victoire, aber auch zu ihrem kleinen Privatgemach gelangte.

Über die Treppe der Königin betrat man also offiziell den Gardesaal und somit das Große Appartement der Königin. Hier wachten 12 Gardisten über das Leben der Königin. In Versailles verfügten allein der König, die Königin und der Dauphin über eine eigene Leibwache.
Auch der Nachbarsalon - der heutige Salle du Sacre - diente, nachdem auch dort die Kapelle wich, der gemeinsamen Leibgarden des Königs und der Königin als Sitz und hieß damals La Grande Salle des Gardes.

Die Aufgaben der Leibgarde waren, an den Türen zu den Appartements Wache zu halten, die Waffen zu präsentieren, sobald die Prinzen passierten, während der Messe in der Kapelle Stellung zu beziehen und das Abendessen der Königsfamilie zu eskortieren.
Die Garde musste zudem den Namen eines jeden Herzogs und Pairs kennen.
Beim Vorübergehen dieser Herrschaften musste der diensthabende Wachposten die Waffen präsentieren und zweimal kräftig mit dem rechten Fuß auf dem Boden aufstampfen. Überdies öffnete der Diensthabende den Passierenden die Tür.

Während der Französischen Revolution versuchte das aufgebrachte Pariser Volk im Morgengrauen des 6. Oktober 1789, über den Salle des Gardes zur Königin zu gelangen, um diese zu töten.
Dank des sich opfernden, diensthabenden Gardisten gelang es der Hofdame der Königin, die Tür vom Salle des Garde zum 
Antichambre du Grand Couvert zu verriegeln und der Königin dadurch Zeit zur Flucht in die Gemächer des Königs zu verschaffen.

Erstaunlicherweise blieb der Salle des Gardes de la Reine in Aufteilung und Ausstattung bis heute erhalten. Er ist damit der einzige Saal, der es uns heute ermöglicht, das Dekor des 17. Jahrhunderts zu bewundern. Hier sehen wir den ursprünglichen Zustand der Grands Appartements mit den damals typischen Täfelungen aus Marmor sowie das Deckengemälde von Noël Coypel, das 1680 im Salle des Gardes angebracht wurde. Das Deckengemälde befand sich vorher im ehemaligen Salon de Jupiter, aus dem 1678 der Salon de la Guerre wurde.

Warum der Salon des Gardes nie verändert wurde, ist unklar. Möglicherweise empfand man ihn nicht als renovierungsbedürftig - was gerade zu Zeiten Marie Antoinettes nur schwer vorstellbar ist. Vielleicht bestand auch, seitens der Königin, einfach kein Interesse an diesem Saal.


Fotos:

April 2010 -- © 2010 by J.S. 
Juli 2010 -- © 2010 by J.S. 
© 2010 by Janine Schreiber 


Gemälde im Salon:

  
links: Sacrifice à Jupiter (Noël Coypel)
rechts: Jupiter enfant élevé par des nymphes chez les Corybantes (Noël Coypel)


 

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